Muss man Fred Zawadzki kennen?
Nein, ihn nicht, aber seine Malerei, seine Bildkunst, seine spontane Art ein Subjekt zuerst mit ineinanderfließenden Farben auf nasses Papier zu bringen und mit seinen Spachtel so zu strukturieren, dass Raumtiefe und Dreidimensionalität mit einem Strich "sitzen". Im Gegensatz zu den zeitgenössischen Diven der bildenden Kunst, die mit ihren Arbeiten ständig im Zwiespalt, mal diesseits mal jenseits der von der Künstlergilde vorgegebenen Brandmauer agieren und nach neuen Möglichkeiten suchen, mischt Zawadzki seine Farben konsequent klassisch und schafft, auf seine Art, geerdete Bilder voller Ästhetik und Aussagekraft. Heute, im Jahrzehnt der künstlichen Intelligenz, wo sich auch die extravagantesten Artisten, im Wechselspiel von Distanz und Nähe, Sorgen um ihre Austauschbarkeit machen, konfrontiert er uns eigentlich mit dem Ursprünglichen, das uns auf der Fahndung nach dem Außergewöhnlichen, in unserem vermeintlich sicheren, urbanen Umfeld abhandengekommen ist. Also, man muss Fred Zawadzki nicht persönlich kennen, aber man kommt nicht daran vorbei seine Malerei zu mögen. Ein jeder will ein Bild von ihm! Leider gibt es ja pro Motiv nur ein Original. Sein Drucker, der ihm mit Laser seine Meisterwerke nachdruckt, ist ausgebucht. Es gibt nummerierte und handsignierte Faksimiles, die unter Passepartout, entspiegeltem Glas und Rahmen, kaum vom Ursprungsbild zu unterscheiden, aber wesentlich billiger als ein Original und somit für jeden erschwinglich sind. Es hat allerdings einen Vorteil, wenn man ihn kennt. Es gibt Kundschaft, die darf sogar in sein Atelier(sein spöttisch "Kommunismus"- genanntes Galeriegeschoß), für die er dann auch die bemalten Hanebüchen-Papiere auf dem Boden ausbreitet(hat er für mich auch gemacht), obwohl er das nicht gerne tut. Er vertritt die Meinung, dass sein Bild - im Gegensatz zum nackten Papier - unter Passepartout, Glas und Rahmen eine Harmonie darstellt, die - wenn sie gefällt - auch gleich an die Wand gehängt werden und seine volle Wirkung entfalten kann. In diesem Jahr hat er wieder vorwiegend Landschaften(sein Steckenpferd) parat, aber auch Stillleben, architektonisches(angelehnt an die 2023er Temeswarer Kulturhauptstadt) und eine für mich beeindruckende Straßenszene mit drei Zugposaunisten zur Adventszeit. Seine mit großer Subtilität und Finesse ausgesuchten Titel polarisieren bewusst und sind in diesem Jahr sogar konkreter zweideutig als in den Jahren zuvor. Er ist seiner Linie "Jedes Bild eine Geschichte" treu und auch anschaulich geblieben, für all jene die gerne hinter die Fassade gucken. Zawadzki meint, dass ein von ihm gemaltes und an die Wand gehängtes Bild, beim Betrachten, jeden Tag Freude bereiten kann, wenn man es durch die Titel-Geschichte nachvollziehen könne. Wie in anderen Bereichen auch, gibt es Neider, böse Zungen, Schandmäuler, die ihn schon lange persönlich kennen, und meinen er nütze seine Kunst nur um sein Ego zu pushen und von allen Seiten Bewunderung zu sammeln. Dabei gibt er zu, nicht bewundert werden, sondern nur gefallen zu wollen und den bekennenden Fans, allein seine gemalten Bilder und nicht sich selbst zu präsentieren. Er habe einen Job, der ihm genug Energie und Nerven abverlange und dort seine Persönlichkeit verankert sei. Die Kunst ist sein friedlicher, ehrlicher alles erdender Pol, die Farbgestaltung seine Therapie, sein Fels in der Brandung, im Strudel seines stressigen Alltags. Dieser Dualismus und der Kampf um die Deutungshoheit dieser beiden in Form und Inhalt grundverschiedenen Elemente bestimme sein Leben seit 1990, seitdem er seine Zahnarztpraxis eröffnet hat. Sicher kann man seine Kunst auch ignorieren und an der Gegenwart vorbeileben, aber es wäre schade, weil seine Werke auch Fragen von Herkunft, Identifikation, Enteignung, Denunziation, Unterhändlertum und Nachempfinden in uns allen wachrufen. Das Malen, die harmonische Komposition leuchtender Farben, war für ihn schon immer ein Mittel dem beklemmenden Abbild des Sozialismus, der schmierigen, manipulativen, erstickenden Atmosphäre, dem alltäglichen Proletengrau zu entkommen, dem er in seiner Kindheit und Jugend ständig ausgesetzt war. Er weiß, dass alles was er heute bewusst wahrnimmt, viel über die Art seiner Teilhabe an dieser verrückten, zweckrational eingerichteten Welt aussagt und jedes Kunstwerk einen Mehrwert an Erlebnis- und Urteilsfähigkeit im ästhetisch gewollten Alltag darstellt. Wir müssen uns sogar eingestehen, dass sich durch seine Beteiligung unserem grundsätzlich liberalen Geist, beim Surfen durch die kosmopolitische Kunstwelt, der Eindruck aufdrängt, der globalen Stillosigkeit einen weiteren ästhetischen Baustein hinzufügen zu können. Und auch wenn manche Banausen immer wieder behaupten Kunst sei überbewertet, malt Zawadzki weiter und punktiert authentisch immer wieder die Auswirkungen seiner Malerei auf unser Empfinden. Und der Blick - zum Kennenlernen - durch eine alles vergrößernde Lupe, lohnt sich wirklich! Sein 2024er Kalender ist souverän, lebendig, farbenfroh, lässig entspannt, augenzwinkernd gut gelaunt, nicht einmal zwingend politisch korrekt, dafür aber mutig, intensiv abenteuerlustig, jederzeit sichtbar improvisierend, neugierig und kreativ, sinn- und glückssuchend, atmosphärisch, persönlich, freundschaftlich und vor allem wunderbar.
Antonio Benedetti, Meran, Oktober 2023
Ob er ein guter Maler ist, bestimme nicht ich, sondern all jene die seine Bilder betrachten. Das sehen, genießen und verspüren sie, wenn sie diesen neuen Kalender durchblättern. Und darüber werde ich auch nicht schreiben. Alleine über den Künstler, der sich auch in diesem Jahr in der Vielfalt seiner Pastell-Palette weiter gesteigert hat. Fred Zawadzki hat ein besonderes Kunst-Empfinden. Er wirft sein Herz als Farbstrich/ -Fläche auf feuchtes Papier und streicht, spontan, mit einem Spachtel, Formen heraus, die ihm gerade einfallen, oder die er kurz vorher gesichtet hat. Seit einigen Jahren verfeinert er seine Gouachen auch noch graphisch und strukturiert auf diese Weise seine Werke um ein weiteres Detail. Damit schafft er eine bildhafte Poesie, eine farbige, das Auge und den Geist erfreuende Illusion, ein seiner Fantasie entstammtes Wunschbild, dass er mit kennzeichnendem Schwung und abgestufter Chromatik so gestaltet, dass der Betrachter ein magisches Raumgefühl kriegt, neugierig wird und sich fragen muss, was wohl hinter dem letzten Strich versteckt bleibt. Die zeitgenössische Kunst und die aktuellen Trends aus der Kunstszene sind ihm nicht wichtig. Er malt sein Bild, eine authentische Szene, mit einem raffinierten Spiel der Nuancen, das eindringlich und schön uns auf eine Achterbahn der Farben mitnehmen soll. Seine Malerei ist stumme Poesie, die Ausdruckskraft seiner Bilder liegt aber nicht nur in der Farbkomposition, sondern auch im Rhythmus seines geführten Werkzeugs. Er ist ein Spachtelvirtuose, der, genau wie im Rock'n Roll, seinem Stil seit Jahren treu geblieben ist und - entgegen aller Anfeindungen - alles dafür tut, damit der Ausdruck der Seele und die Selbstachtung nicht verlorengehen. Auf die Frage, ob seine Malerei einen bestimmten Sinn verfolgt, meint er nur gefallen zu wollen, dem Betrachter Freude, Ausgeglichenheit und seelischen Frieden zu vermitteln. Auch wenn das jetzt sehr vereinfacht klingt, bekräftigt es doch die Intention des Künstlers, Schönes, Erhabenes, zueinander Passendes auf sein Bild zu bringen und eine gewisse Harmonie bereits vorzugeben, auf die der Zuschauer sein eigenes Gleichgewicht setzen, seine eigene Ästhetik vollenden kann. Er schafft es, Vergessenes aus unserer Phantasie hervorzubringen und mit uns in eine Welt einzutauchen, wie sie nur die Kunst hervorbringen kann. Mit seinen eigenen Wahrheiten und Möglichkeiten baut er praktisch eine Brücke zwischen Maler und Kunstfreund, nimmt uns an die Hand, lässt uns aber die Freiheit selbst zu entscheiden, ob wir nur darüber spazieren, oder daraus weitere Brücken bauen. In seiner Malerei folgt er seinem Herzen und bleibt dadurch nicht nur am Puls der Zeit, sondern ist ihm nicht selten eine Nasenlänge voraus. Er schenkt uns seine Leidenschaft und vermag, durch die Üppigkeit seiner Farben, bei uns Emotionen zu erzeugen, Genussfreuden zu vermitteln, und uns zu helfen die Metapher für das Unsterbliche, den einfach unglaublichen Wahnsinn der Kunst zu verstehen.
Dr. Hedda Dienst, Baden-Baden, September 2022
"Farbmitbringsel auf der Treppe zum Himmel"
Auch bei Zawadzki gilt das alte Statement: die Kunst ist eine imaginäre Insel, die rings von Wirklichkeit umbrandet ist. Er träumt sehr farbenfroh und baut sein gegenständliches Bild schwungvoll und entschlossen auf. Und trotz aller Phantasien hebt er sich nur knapp von der Wirklichkeit ab. Selbst wenn seine Gemälde chromatisch abgehobener wirken, bringt er uns mit seinem Titel in die Realität zurück. Er hantiert nicht, er handelt mit seinem Spachtel und langt direkt in die Farbe - sein Kunstwerk bloß skizzierend - stichelt aber unsere Fantasie an, die schließlich geistig sein Kunstwerk vollendet. Und dadurch auch seine Wahrheit. Und weil jeder Maler seiner eigenen Wahrheit folgt, kann das gleiche Sujet - wie im diesjährigen Kalender - auf diverse Weisen interpretiert werden. Und er schafft dadurch eine Metapher - seine Übertragung - für das Unsterbliche. Und das ist dann seins, weil er sein Herz auf angefeuchtetes Papier überträgt. Er färbt nicht seine Formen, sondern formt seine auf nasses Papiere gebrachten Farben. Er stellt sich in den Fluchtpunkt und lässt uns gedanklich dorthin gleiten wo wir uns wohlfühlen. Seine Kunst macht das sichtbar, was wir nur mit unserem Unterbewusstsein wahrnehmen. Darauf angesprochen gibt er zu, dass dieser Gedanke hinter seinem Schaffen steht, dass er Vergessenes aus der Phantasie hervorbringen will, und uns bewusst mitgestalten lässt. Und er will auch, dass wir das lieben, was er uns vorgibt. Er malt nur was er bewundert, was ihn anregt, was ihn gedanklich verfolgt, was er liebt. Bei dieser Auseinandersetzung mit der realen und unrealen Welt, geht er keine Kompromisse ein. Er fühlt sich nur seinem Innersten verpflichtet. Seine akademische Schulung hat ihm wichtige populäre Darstellungen und methodische Analysen aufgezeigt, sein künstlerischer Werdegang ist aber von seinem Interesse bestimmt, die Beherrschung der Farbe und des Lichts zu erlernen. Und er liebt das Schöne, das Erhabene, die Landschaft, die Bäume, die Felder, die Blumen, die Seen im Strudel der Jahreszeiten, bei Wind, Wetter, Sonne und Nebel und malt Szenen und Bilder so eindringlich, dass Empfindungen bei uns entstehen. Sein unentwegtes Bemühen seinem Kunstsinn immer wieder in neuer und anderer Art und Weise Ausdruck zu verleihen, hat bis dato 21 verschiedene Kalender mit jeweils 13 verschiedenen Motiven generiert. Sein künstlerischer Reifeprozess ist in den letzten 20 Jahren gut nachvollziehbar und vor allem originell und unbeeinflusst. Er kann also aus den vollen schöpfen, wenn er die Motive für das Jahr 2022 zusammenstellt und erlaubt sich zum ersten Mal den Jahresplaner mit anderen Motiven auszustatten als den Monatskalender, nur um dem Barock und dem Jugendstil/Art-Deco), seiner alten Liebe zur Architektur, ein Extra-Denkmal zu setzen. Auch wenn der Betrachter assoziative Eindrücke zu van Gogh, Monet und Feininger erkennt, lassen sich Zawadzkis Bilder keiner eindeutigen Stilrichtung zuordnen. Er hat seine eigenen Farben, sein eigenes Leuchten, seinen eigenen dreidimensionalen Strich entwickelt. Er möchte auch in keine vorgefertigte Schublade passen, er will nur gefallen und, dass man sich an seinen Bildern freut, also kehren wir zur einfachen reinen Bewunderung zurück.
Antonio Benedetti, Meran, Oktober 2021
"Ein romantischer Realist "par Excellence"
Zwei extreme Grundprinzipien durchziehen als Hauptstränge sein weitgefächertes Werk. Die romantische Farbgebung, die lyrischen Nuancen, die dominanten, fast dreidimensionalen Rundungen werden wundervoll mit nüchternem architektonischem Perspektivrealismus verknüpft und ziehen den Betrachter in das Geschehen hinein. Sein vor Augen stets stark definiertes Konzept bringt er mit viel Schwung und Entschlossenheit auf Papier, indem er seine gerade gelebten Emotionen visualisiert, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Klassik und Moderne verschwimmen in seinem dynamischen Spachtelstrich. Seine bewegten Bilder pulsieren einem entgegen und der subtile Titel spiegelt mit überraschender Ehrlichkeit die Seelenlandschaft des Malers bei der Genese seiner Bilder. Obwohl seine Formen gewissen Regelmäßigkeiten unterliegen, scheinen ihm Freiheit und Unabhängigkeit wichtiger als manch festgeschriebenes Gesetz, die Sinnlichkeit wertvoller als die formale Bewältigung, die ästhetische Empfindung höher gestellt als das eigentliche Subjekt. Zawadzki schafft ein Bild des Augenblicks, das uns, obwohl für den Moment gemalt, noch lange in Erinnerung bleibt, gerade weil es uns Emotionen entreißt, die jeder schon mal durchlebt hat. Es befriedigt gleichermaßen Auge, Seele und Geist."
Ernst Alexander 1999