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KRITIKEN

"Ein romantischer Realist "par Excellence".
Zwei extreme Grundprinzipien durchziehen als Hauptstränge sein weitgefächertes Werk. Die romantische Farbgebung, die lyrischen Nuancen, die dominanten, fast dreidimensionalen Rundungen werden wundervoll mit nüchternem architektonischem Perspektivrealismus verknüpft und ziehen den Betrachter in das Geschehen hinein. Sein vor Augen stets stark definiertes Konzept bringt er mit viel Schwung und Entschlossenheit auf Papier, indem er seine gerade gelebten Emotionen visualisiert, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Klassik und Moderne verschwimmen in seinem dynamischen Spachtelstrich. Seine bewegten Bilder pulsieren einem entgegen und der subtile Titel spiegelt mit überraschender Ehrlichkeit die Seelenlandschaft des Malers bei der Genese seiner Bilder. Obwohl seine Formen gewissen Regelmäßigkeiten unterliegen, scheinen ihm Freiheit und Unabhängigkeit wichtiger als manch festgeschriebenes Gesetz, die Sinnlichkeit wertvoller als die formale Bewältigung, die ästhetische Empfindung höher gestellt als das eigentliche Subjekt. Zawadzki schafft ein Bild des Augenblicks, das uns, obwohl für den Moment gemalt, noch lange in Erinnerung bleibt, gerade weil es uns Emotionen entreißt, die jeder schon mal durchlebt hat. Es befriedigt gleichermaßen Auge, Seele und Geist."

(Ernst Alexander 1999)


"Stil und Geschmack, bekannte Begriffe, bezogen auf Schopenhauers Zitat:"Alle Formen des Stils sind gut, wenn man sie geschmackvoll anwendet", die dennoch sehr viel Möglichkeiten und Spielraum bieten, treffen die Kunst Fred Zawadzkis ganz genau. Was Zawadzkis Stil ausmacht und was er uns mit Geschmack präsentiert, ist eine ganz ungewöhnliche Mischung aus Landschaftsstudien, Städteportraits, Blumenbilder und Menschendarstellungen, die so gar nicht in eine kunstgeschichtliche Schublade passen wollen. Der Künstler entwickelt einen völlig eigenständigen, konsequent stringent und geschmackvollen Stil der sich in einer zunehmend freiwerdenden künstlerischen Gestaltungssicht ausdrückt, freilich bewußt ohne den Weg in die Abstraktion gehen zu wollen, in einem Autonomwerden von Farbe und Form, in einem Einswerden mit dem Medium und seinen unbegrenzten Möglichkeiten des Auftragens, des Fließens, des Auskratzens, des Arbeitens mit Papier und Farbe. Zawadzki hat die eigentliche GOUACHE-Malerei fortentwickelt und sozusagen eine eigene Spachteltechnik erfunden, die uns diese frappierenden Transparenzwirkungen vor Augen führt. Er verbindet Intuitives mit Assoziativem, öffnet der Phantasie des Betrachters eine Tür, ohne uns jedoch allein hindurchzuschicken. Er nimmt uns gleichsam an die Hand, und zeigt uns SEINEN Weg in eine Kunst-Welt, als Spagat zwischen zwei Polen: Klarheit und Verschwommenheit, Formenbewußtsein nebst aufgelösten Kontouren, Dynamik neben Ruhe. Dieser "Zawadzki-interne" Widerstreit führt dazu, daß der Vorstellungskraft freien Lauf gelassen und sie zugleich doch kontrolliert wird. Seine Farbgestaltung unterstützt dieses Doppelpolige auf prägnante Weise. Er schafft ästhetische Farbgebilde, die vordergründig einfach räumlich zu lokalisieren sind, gedanklich aber eher eine Welt hinter der gemalten zeigen. In diese Kategorie fallen speziell seine "Gotik" Bilder, bei denen es weniger um eine exakte Lokalisierung der entsprechenden Kathedrale, sondern viel mehr umdas Ausdrücken einer Empfindung, eines Gefühls geht.
Durch die geometrisch stilisierten, von geraden Kanten und Strahlen durchzogenen Architekturportraits werden Zawadzkis Kirchen zwar zu übersinnlichen Erscheinungen, auf dem Weg in die Esoterik holt er uns jedoch mit dem Titel zurück.
Überhaupt sind seine Titel poetische Sprachspielereien, besonders ungewöhnlich in einer Zeit, in der die meisten Werke nur noch mit o.T. (ohne Titel) bezeichnet werden. Er setzt seine lyrischen Titel bewußt ein, sie sollen zum Nachdenken anregen und nicht als Einengung auf ein Sujet oder Interpretationsmöglichkeit verstanden werden.
Der Ausgang gibt den Taten ihre Titel, Sprache und Bild werden eins und so läßt ein Blumenstrauß in einer bauchigen Vase (Zawadzkis "EIN BÜNDEL VOLL GLÜCK") vor dem geistigen Auge des Betrachters, wie im Kino, eine ganze Geschichte ablaufen. Gerade seine Blumenbilder, gemalt in vollen Akkorden, gespachtelt in feinen Choreographien, transponiert der Künstler mithilfe der Titel in eine andere gedankliche Ebene. Das botanisch-photografische Abbild einer Blüte ist eher zweitrangig in seinem Drang ein Stimmungsbild zu schaffen, eine romantische Tagträumerei, eine ästhetische Sinnlichkeit wie in dem Bild "IMMER FÜR DICH DA". Oder seine melancholischen Momentaufnahmen, wie "REUTLINGER REGEN", wo das grau-braun verhangene Wolkenband vor der Marienkirche, trotz Wehmut, nicht bedrückend wirkt, sondern seinen Reiz durch die architektonische Grundstimmung samt perspektivischer Verschachtelung erhält. Genauso der Zyklus "GOTT SCHÜTZT DIE LIEBENDEN": persönliche Erfahrungen werden in eine fast ans Abstrakte heranreichende Konstellation verarbeitet. Auf einem, für Zawadzki typischen, zweifarbigen Hintergrund, bei dem er mit der Schattenwirkung spielen kann, schälen sich eine weibliche und eine männliche Figur heraus, aus eigentlich geometrischen, fast blockhaften Elementen, die zusammen das entwickeln was als Zentrum des Lebens gilt. Dem kraftvoll dunkelfarbigen männlichen Teil, kontrastieren helle gelbe und rote Blaßtöne und erzeugen dadurch eine zarte positive Grundstimmung, die Hoffnung macht und Perspektiven eröffnet. Zawadzki vermeidet mit Absicht das exakte postkartenförmige Abmalen pittoresker Motive und schafft sich dadurch einen Freiraum in dem man immer etwas wie Sehnsucht findet. Keine an einen speziellen Ort gebundene sondern die, die im Herzen stattfindet. Charakteristisch für seine Malerei sind Momentaufnahmen von Lebensstationen, von Dingen die von Wichtigkeit waren und sein werden, gemalte Lebensgeschichten, die sich im Gestern, Heute und Morgen abspielen, Facetten von Eindrücken, Hinweise auf Lebensspuren, die der Betrachter, vom romantischen Titel angestachelt, selber entdecken und aufspüren soll, so nach dem MOTTO:"...das einzig wahre Atelier ist das Leben selbst!" Von diesen Bildern soll man sich verführen lassen!"

(Barbara Krämer, 17.September 1999, Rede zur Vernissage
"Gouachen von Fred Zawadzki"
)


"Ungeachtet aller Widerstände und Anfeindungen, standhaft und unbeirrbar in seiner Ungeduld, entläßt Fred Zawadzki den Pinsel aus seiner Aufgabe, eine Form auszumalen, die Linie, etwas Bestimmtes zu umreißen und "spachtelt sich" durch seine Gegenstände. Durch geringfügige Abwandlungen einzelner Formen, durch merkwürdiges Verschränken von Fremdem und Vertrautem erreicht er den reinen Ausdruck der Bewegung. Seine Bildsprache, sein Drang nach Freiheit und Selbstverantwortung, läßt den Formtrieb zum Schwungtrieb werden. Klar festgesetzte Regeln werden von ihm auseinandergerissen und auf seine Weise frisch zusammengesetzt.
Durch seine Beharrlichkeit in der kräftigen Spachtelführung verleiht er den matten Gouache-Farben ein Leuchten, das Bildgestaltung und Sinngehalt in zuvor kaum zugestandene Freiräume wirft.
Obwohl das Architektonische, immer gegenwärtig, wie ein Leitmotiv fast alle seine Werke durchzieht, wird das Zusammenspiel zwischen Gestaltungsmittel und Bildungskraft, zwischen Spontanität und Kontrolle im Malprozeß gnadenlos ausgenutzt. Seine Bilder sind Geistesblitze, sie entstammen keiner andächtigen Planung, sondern einem spontanen Trieb, einem wilden, explosionsartigen ehrlichen Schwung, durch den er sich jenen Freiraum schafft, den er zur Gestaltung seiner Motive braucht.
Zawadzki hantiert nicht, er handelt, er trifft Entscheidungen und er realisiert ein Bild voller Ästhetik und Kraft."

(Ernst Alexander 1995)


"...Da sah ich "Way of the Dragon", eine wunderbar ausgewogene, spannungsreiche Komposition, eine hautnahe Illustration kreativer Gedanken, wie das "Asymetrische Dilemma". Und dann ein meisterhaftes Werk: "Balletstunde"! Jede einzelne Figur hat ihren Auftritt, die Hintergründe nehmen ihren Dialog auf, erinnern an sich. Der Vordergrund tritt zurück und die Akteure mit sich selbst ins Zentrum. Hier ist Theater, ist bewegte Literatur, ist ausdrückliche Musik, ist gemeinsamer und dabei individueller Tanz, bewegtes Sichäußern; selbst die Lichter stimmen."

(Roland Geiger)